Pridelands

Nach sieben Stunden Fahrt von Mashatu zurück nach Südafrika erreichten wir endlich unser neues Camp im Pridelands Private Game Reserve. Dieses grenzt direkt an Hoedspruit, dem südafrikanischen „Safari-Mekka“. Das Camp war auf den ersten Blick sehr spartanisch. Es gab ein paar Zweimannzelte sowie ein Küchen- und Unterrichtszelt. Das Schöne: nebenan war ein kleiner See, wo eine Elefantenherde jeden Tag zum Baden kommt. Gleich am nächsten Morgen konnten wir den Dickhäutern beim Planschen zuschauen. Im Wasser werden selbst die größten Giganten wieder zu Kindern! Sie rangeln miteinander, klettern sich gegenseitig auf den Rücken, bespritzen sich oder tauchen einfach unter und benutzen dabei ihren Rüssel als Schnorchel. Ein Traum! Ich erwische mich dabei, dass ich die nächsten Tage schon am Ufer stehe und auf die Elefantenherde warte. Leider gab es keinen festen „Badezeitplan“, so dass ich dem Spektakel nicht jeden Tag beiwohnen konnte...
Die Woche in Pridelands sollte dazu dienen, unseren Kurs in Advanced Rifle Handling zu absolvieren. Alles begann mit einem riesigen Berg an Papierkram, um erstmal die Firearm Proficiency, eine Art Befähigungsnachweis zum Tragen von Feuerwaffen, zu erwerben. Dafür mussten wir Handbücher über das südafrikanische Waffengesetz, über die Funktionsweise von Gewehren und Munnition sowie über Ballistik etc. durchkauen und 3 Fragebögen-Tests dazu beantworten. Danach ging es aber direkt auf den Schießplatz, die sogenannte Shooting Range. Diese war ca. 30 km entfernt im Moholuholu Reserve. Dort haben wir erst einmal angefangen, mit Kleinkalibergewehren zu schießen, um uns an den Ablauf zu gewöhnen. Aber schon am nächsten Tag haben wir die „richtigen“ Waffen bekommen. Diese Rifles waren viel schwerer und hatten einen ordentlichen Rückstoß. Kein Wunder, denn wir haben Patronen mit Kaliber 0.375 inch bekommen. Damit kann man Elefanten umlegen! 
In den Übungsrunden mussten wir abwechselnd auf verschiedene Zielscheiben schießen, mal ohne Zeitdruck und mal mit. Bei den Runden ohne Zeitdruck habe ich generell besser getroffen, weil man sich zum ordentlichen Zielen Zeit lassen konnte. Lange kann man aber auch nicht das Ziel anvisieren, weil die Waffe recht schwer ist und der Arm bereits nach wenigen Sekunden zittert. 
Nach unseren Runden auf der Shooting Range war der Tag aber noch nicht beendet. Zurück im Camp hieß es dann: Trockenübungen mit dem Gewehr, damit sich die Abläufe einprägen und man nicht mehr darüber nachdenkt. Man entwickelt mit der Zeit ein sogenanntes „Muscle Memory“. Dies ist absolut essenziell, um auch in absoluten Stresssituationen, wie z.B. einem Löwenangriff, in Sekundenschnelle reagieren zu können...
Die praktische Prüfung für das Advanced Rifle Handling besteht aus 6 Teilen, die alle aufeinander aufbauen. Wenn man eine Teilprüfung nicht besteht, ist man gleich ganz raus.  Zuerst muss man das Gewehr in 15 sec mit verbundenen Augen neu laden. Danach schießt man auf eine 12 m entfernte Zielscheibe 3x bei freier Zeiteinteilung, wobei alle drei Schüsse innerhalb des Ringes landen müssen. Exercise Nr. 3 besteht darin, 3 Schüsse innerhalb von 15 sec auf ein 12 m, 8m und 4 m entferntes Ziel innerhalb der Ringe zu platzieren. Übung Nr. 4 nennt sich „Immediate Action“ und hat das Ziel, mit Fehlzündungen korrekt umzugehen. Innerhalb der 3 Schüsse auf eine 8m entfernte Scheibe ist eine „Dummy“-Patrone. Diese muss zwischendurch ausgeworfen und das Gewehr nachgeladen werden. Alle 3 Schüsse inkl. des Nachladens sind dann in 25 sec korrekt zu platzieren. 
Für die letzten beiden Prüfungsteile wurden als Ziel Bilder von den Big 5 verwendet. In Übung Nr. 5 mussten wir 2 Büffel (8 und 4 m entfernt) in 8 sec direkt zwischen die Augen treffen. Denn nur ein direkter Schuss ins Gehirn würde im Ernstfall den Angriff eines solch großen und schweren Tieres stoppen können...
Die letzte und schwerste Übung war der „Löwenangriff“. Hierbei kommt eine Attrappe mit 10 m/s auf Dich zugerannt. Das ist verdammt schnell!!! Aufgabe ist es, mit dem ersten Schuss den Löwen zwischen die Augen zu treffen, bevor er bei Dir ist. Zusätzlich muss man der imaginären Gruppe Instruktionen zurufen und den Löwen anbrüllen, um ihn vielleicht in letzter Sekunde von einem Angriff abzubringen. 
 
Leider bin ich in der praktischen Prüfung schon vor dem Löwenangriff ausgeschieden. Wahrscheinlich hätte man für eine so komplexe Prüfung mehr Übungstage benötigt, besonders für Schießanfänger wie mich. Ungefähr die Hälfte unserer Gruppe hat aber die Prüfung bestanden, darunter viele mit schon jahrelanger Erfahrung als Jäger. Ich hoffe, ich kann die Prüfung später in Makuleke wiederholen. Der Kurs war zwar sehr anstrengend, hat aber auch voll Spaß gemacht! 

Am letzten Tag in Pridelands hatten wir noch das große Glück, ein Rudel Wildhunde zu sehen. Diese Tiere sind extrem selten und gehören zu den besonders bedrohten Tierarten. Umso schöner war es, den letzten Sonnenuntergang sowie den Kurs mit diesen tollen Hunden zu verbringen ...

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