Living with Elephants

Ich wohne und arbeite nun seit ca. 4 Monaten in der Baluleni Safari Lodge. Die Lodge liegt direkt am Olifants River im Balule Game Reserve und ist nicht umzäunt, so dass alle Tiere hereinkommen können. Da die allermeisten Tiere eine instinktive Angst vor Menschen haben, gibt es i.d.R. keine Probleme. Elefanten sind im Gegensatz dazu wenig von Menschen eingeschüchtert. Einzelne Elefantenbullen kommen daher regelmäßig in die Lodge, vor allem in der Trockenzeit, um die oft „frischere“ Flußvegetation zu genießen. 
Wer denkt, einen 6 t Elefant hört und sieht man schon von weitem, täuscht sich gewaltig! Die Riesen sind phantastisch getarnt. Man sieht sie oft nicht, selbst wenn sie hinter nur einem einzigen Busch stehen. Außerdem laufen sie soo leise, da ihre breiten Fußsohlen durch eine dicke Fett- und Hornschicht gepolstert ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass man in einen Jumbo „reinläuft“, ist also relativ hoch. Wichtig ist es für uns Menschen daher, dass immer alle Sinne aktiviert sind und man beim leisesten Knacken von Ästen, einem dumpfen Grummeln, beim Auffinden von frischen „Häufchen“ oder frischen Spuren im Sand sofort stehen bleibt und die Gegend nach Elefanten scannt. 
Sollte ein Eli in der Nähe sein, aber in einem gebührenden Abstand zu einem selbst, kann man beruhigt relaxen und genießen, Fotos machen usw. Man sollte aber tunlichst vermeiden, zu nah an den Elefanten ranzugehen. Jedes Tier hat eine Komfortzone sowie eine persönliche Zone (die noch mal in Alarmbereitschafts-, Warn- und kritische Zone unterteilt werden kann), in die man nicht eindringen sollte. Wenn dies der Fall ist, wird das Tier Warnsignale geben, die deutlich machen, dass es nicht „happy“ mit einem ist. Im Falle von Elefanten können diese Signale z.B. folgendermaßen aussehen: Körper und Kopf aufrichten, Kopf schütteln oder nicken, Ohren aufstellen, den Rüssel nach vorn bewegen und evtl. trompeten. Elefanten sind extrem intelligente und soziale Tiere, die einem meistens genau mitteilen, wie sie sich im Moment fühlen. Man muss nur lernen, diese Zeichen richtig zu deuten!
Wenn ein Eli in der Lodge ist, unterrichte ich i.d.R. sofort die Gäste und sage ihnen, wie sie sich in dieser speziellen Situation verhalten sollen und von wo sie das Tier sicher beobachten bzw. fotografieren können. Auch bin ich dann bei ihnen und passe auf, dass der Sicherheitsabstand zum Tier gewahrt bleibt. Gleich bei Ankunft der Gäste erhalten diese zudem ein ausführliches Briefing, das u.a. beinhaltet, dass man sich innerhalb der Lodge langsam bewegt, immer achtsam ist, keine Kopfhörer trägt und dass sie bei Dunkelheit immer von einem Ranger begleitet werden (z.B. vom Chalet zum Restaurant und zurück).
In den allermeisten Fällen sind die Elis extrem entspannt und nur an den leckeren Bäumen und Sträuchern auf unserem Gelände interessiert. In der Trockenzeit sind die Bäume aber kahl. Dann beginnen die Elefanten, die Rinde von den Ästen zu schälen und einzelne Bäume umzustoßen, um an die nährstoffreichen Wurzeln zu kommen. Es gibt daher in unserer Lodge nicht mehr allzu viele aufrecht stehende Bäume. Das hat aber nichts mit „Zerstörung“ zu tun, sondern hat eine wichtige ökologische Aufgabe. Auf diese Weise wird neuer Lebensraum für kleinere Tiere geschaffen und die Erde wird umgewälzt, was alles schließlich zu einer größeren Artenvielfalt führt. Elefanten sind daher „Landscape Architects“. Wir lassen daher alles so stehen und liegen und versuchen nicht, umgestoßene Bäume wieder aufzustellen. Schließlich sind wir nur Gäste im Nationalpark und die Tiere unsere originären Gastgeber...
Da die Elis extrem intelligent sind, wissen sie natürlich, dass sie sich in einem von Menschen bewohntes Gebiet bewegen. Ihr Verhalten ist dementsprechend relaxter und viel weniger aggressiv als es vielleicht wäre, wenn man dem Tier zu Fuß im Busch begegnet. Auch sind einzeln lebende Bullen entspannter als sogenannte „Breeding herds“ (Weibchen mit Jungtieren), da hier das protektive Verhalten ggü. den Babies entfällt. Bei Herden ist demzufolge ein weitaus größerer Sicherheitsabstand einzuhalten als zu männlichen Tieren. Herden mit Jungen kommen aber eher selten in die Nähe von menschlichen Grundstücken. 
Ein größerer Abstand ist ebenfalls notwendig bei „Bulls in Musth“. Das sind Bullen in Paarungsbereitschaft mit einem erhöhten Testosteronspiegel, die besonders aggressiv sein können. Sie erkennt man oft schon am Geruch, einem sichtbaren Sekret an den Schläfen sowie grünlich tropfendem Urin...
Wenn man wirklich einmal durch einen dummen Zufall viel zu nah am Eli dran ist und er sich erschreckt hat, hilft es oft, wenn man langsam und beruhigend mit ihm spricht. Elefanten spüren den Tonfall und die Frequenz in der Stimme und reagieren entsprechend. So kann man sie in den meisten Fällen wieder beruhigen. Unser Lodge-Inhaber ist ein wahrer Meister im Beruhigen von Elefanten - ein echter „Elephant Whisperer“...
In eher seltenen Fällen, wenn der Eli sich bedroht oder in die Enge getrieben fühlt, kann es entweder zu einem „Mock Charge“ oder einem „Real Charge“ kommen. Daher sollte man immer darauf achten, dass der Jumbo einen Fluchtweg hat. Der sogenannte „Mock Charge“ ist eigentlich falsch benannt, weil es sich hierbei um ein ganz ernstes Warnsignal handelt. Das Tier greift dabei an uns dreht im letzten Moment um. Man weiß nie genau vorher, ob es sich um einen Schein- oder richtigen Angriff handelt. Folgende Zeichen sprechen eher für einen Scheinangriff: Aufgestellte Ohren, Gras in die Luft werfen, auf den Boden stampfen, lautes Trompeten. Dagegen sprechen folgende Anzeichen eher für eine reale Attacke: Ohren flach am Körper, Kopf gesenkt, Rüssel zusammengerollt, kaum laute Geräusche. In jedem dieser Fälle gilt vor allem eins: Nicht wegrennen! „Stand your ground!“ heißt die Devise. Der Elefant muss merken, dass man nicht sonderlich beeindruckt von seinem Getöse ist. Es hilft bei einem Angriff oft zusätzlich, wenn man zusätzlich das Tier laut anschreit, mit den Armen wedelt, unnatürlichen Lärm macht (z.B. Metallgeräusche am Auto) oder mit Steinen wirft. Oft wird der Eli dann anhalten oder zurückschrecken. Das ist dann der Moment, in dem man sich ganz langsam entfernt, natürlich nicht ohne den Jumbo die ganze Zeit im Auge zu behalten...
Alle Elephant-Encounters, die ich hier in der Lodge erleben durfte, waren friedlich und entspannt. Einen „Mock Charge“ habe ich nur während eines Bush Walks in Selati erlebt, wo wir unbeabsichtigt zu nah an einen jungen Bullen geraten sind. 
Natürlich muß nach einem Elefantenbesuch in der Lodge mal der eine oder andere Baum aus der Ausfahrt entfernt oder ein Dach ausgebessert werden, wenn ein abgerissener Ast es gestreift hat. Das sind aber alles Dinge, die auch durch ein normales Gewitter verursacht werden können. Die sehr persönlichen Begegnungen mit diesen sanften Riesen bleiben einem dafür aber auf ewig in Erinnerung. Unsere Gäste lieben diese Momente und den Fakt, dass sie in der Baluleni Safari Lodge so nah mit der Natur verbunden sind. Das ist Afrika live - und das ist es schließlich, wofür unsere Gäste nach Afrika gereist sind!
Es mag sich für Euch vielleicht komisch anhören, aber nach einigen Monaten fühlt es sich für mich gefährlicher an, eine stark befahrene Straße in der Großstadt zu überqueren, als sich zwischen wild lebenden Elefanten zu bewegen. Es ist eben alles nur eine Sache der Gewohnheit...

Website Baluleni Safari Lodge: www.baluleni.com
Additional Photo Credit: Evert van Eeden

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